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Elektromobilität und die neue Rolle der Energieversorger

Die Notwendigkeit eines strukturellen Wandels hin zur Elektromobilität im Individualverkehr steht heute aus klimapolitischen Erwägungen kaum mehr zur Debatte. In der Konsequenz sehen wir uns grundlegenden Veränderungen gegenüber, die in verschiedenen Bereichen tief in altangestammte Strukturen eingreifen. Durch die Elektromobilität wird sich neben Produktion und Vertrieb von Pkw auch deren Energieversorgung neu positionieren. Denn rein batterieelektrisch angetriebene Fahrzeuge benötigen nur elektrischen Strom. Die Kompetenzen rund um diese Energielieferung, über 100 Jahre Erfahrung und Know-how, liegen bei den Energieversorgern und nicht mehr bei den Mineralölkonzernen.

 

Veränderungen im Markt

Die volkswirtschaftlichen Folgen der Mobilitätswende besonders für den Automobilstandort Deutschland werden derzeit kontrovers diskutiert. Dabei stehen sich neue Chancen für Industrie bzw. Wirtschaft und prognostizierte Verluste in der Wertschöpfung und von Arbeitsplätzen diametral gegenüber. Der Fahrzeugmarkt jedenfalls – eine Besonderheit der Elektromobilität – öffnet sich gerade für neue Akteure. Denn die Elektromobilität an sich ist sehr komplex und verspricht einigen neuen Playern neue attraktive Geschäftsfelder. Tatsächlich werden neue Strukturen im Volumenmarkt kombiniert mit neuen technologischen Gegebenheiten zahlreiche neue innovative Geschäftsmodelle ermöglichen.

Zur gleichen Zeit tun sich die erfolgsverwöhnten Fahrzeughersteller hierzulande noch schwer, ihre über Äonen zementierte Komfortzone zu verlassen und sich endlich zu Mobilitätsanbietern weiterzuentwickeln. Zudem haben Kunden den von der Politik gewollten Wandel des Mobilitätssystems noch immer nicht so recht angenommen. Doch gerade diejenigen, die Masse der Konsumenten, müssen jetzt von allen Seiten für das Neue gewonnen und begeistert werden.

 

Den Endverbraucher im Blick

Um den Kunden, genauer seine Einbindung und Akzeptanz einer neuen Mobilitätsstruktur, wird sich letzten Endes alles drehen. Nur wenn Verbraucher und ihre speziellen Anforderungen an eine Mobilität von morgen im Zentrum aller Anstrengungen stehen, kann die Mobilitätswende als Teilprojekt des Pariser Klimaschutzabkommens gelingen. Zunächst jedoch müssen Automobilhersteller durch den veränderten politischen und gesellschaftlichen Rahmen die schmerzhafte Transformation zu modernen Mobilitätsdienstleistern schaffen. Ihre große Herausforderung besteht fortan darin – übrigens nicht anders als bei den übrigen „alten und neuen“ Marktakteuren –, ein ehrliches Angebot für den Verbraucher zu kreieren. Alle Player müssen dem Kunden einen Mehrwert in Form eines Produkts oder Services bieten, der seinen individuellen Bedarfen auch in Zukunft bestmöglich Rechnung trägt.

 

Die neue Rolle der Energieversorger

Auch den regionalen Energieversorgern kommt im Zuge der beschleunigten Entwicklung, die die Förderinitiativen der Bundesregierung der Elektromobilität momentan bescheren, eine neue Rolle zu. Für sie ist die E-Mobilität ein neues Geschäftsfeld, das großes Potenzial für die jeweilige regionale Wertschöpfung und die Region an sich besitzt. Plötzlich ist über ihr originäres Angebot hinaus, Haushalte zuverlässig mit Energie zu versorgen, ihre Expertise auf einem ganz anderen Sektor gefragt. Mobilität. Und hier ist der Bedarf an seriöser und kompetenter Beratung derzeit immens. Doch wo überall das fundierte Fachwissen der Energieversorger aktuell und künftig gebraucht wird, erschließt sich vielen aufgrund der neuen Komplexität peu à peu erst bei näherem Hinsehen.

 

Fachliche Beratung vom Experten

Was bislang eine unbestrittene Domäne der Autohäuser war, die Beratung zum individuellen Fahrzeug mit passendem Antrieb, hat sich etwas verlagert. Vor dem Besuch eines Autohauses, das früher zu Zeiten konventioneller Antriebe die erste Anlaufstelle war, lassen sich mehr und mehr potenzielle Kunden von E-Fahrzeugen gern von ihren Stadtwerke Merzig umfassend beraten. Aus gutem Grund. Denn mit der Elektromobilität kommen jetzt Kriterien wie Nutzerprofil, Kilometerleistung pro Tag und vor allem Lade-Infrastruktur ins Spiel, Netzspannung und Spitzenlast, die jetzt allesamt völlig neu bewertet werden müssen.

 

Fragen über Fragen

Welcher Antrieb ist für welchen Nutzertyp und welche Situation der am besten geeignete? Eine rein batterieelektrische Lösung oder ein Plug-in-Hybrid, ein Mild-Hybrid oder gar nach Lage der Dinge doch noch ein Modell mit einem modernen Verbrennungsmotor? Welche Wallbox bietet wann die meisten Vorteile? Und überhaupt, welcher Tarif? Welche Versicherungen sind sinnvoll und sollten künftig bedacht werden? Auf all diese Fragen, die durch die Bank noch von einer vergleichsweise großen Verunsicherung der Verbraucher geprägt sind, haben die Energieversorger mit ihrem fachlichen Hintergrund die passenden Antworten. Denn Strom ist ihr Geschäft, ihre DNA.

Sicherlich werden die Autohäuser den „alten Schwung“ wie gewohnt nutzen wollen und ihren Kunden weiterhin Rundum-sorglos-Pakete schnüren. Ihre Angebote werden sich jetzt eben aus Elektrofahrzeug, Wallbox und Stromvertrag zusammensetzen. Einen Satz Velours-Fußmatten in Anthrazit und zwei gelbe Warnwesten gibt es gratis obendrauf. Lieferung in ein bis zwei Monaten.

Doch die Strukturen sind mit der Elektromobilität nicht mehr dieselben wie früher. Sie sind vielschichtiger geworden. Am Beispiel Wallbox lässt sich die neue Komplexität recht anschaulich verdeutlichen. Abhängig davon, ob der Kunde eine „22 kW“-Wallbox oder ein „11 kW“-Modell kauft, erwachsen ihm bestimmte Verpflichtungen: Die stärkere ist genehmigungspflichtig und muss von Gesetzes wegen beim jeweiligen Netzbetreiber – und zwar zwingend im Vorfeld – genehmigt werden. Die „11 kW“-Wallbox hingegen ist anzeigepflichtig. Das heißt, sie muss nach der Installation beim Netzbetreiber gemeldet werden. Für den Energieversorger gehört dieses Detail-Wissen zum Tagesgeschäft, zur Routine, was dazu führt, dass solche Punkte übliche Bestandteile ihrer umfassenden Beratungsgespräche sind.

 

Ganzheitlicher Ansatz, hohe Informationstiefe

Die Herangehensweise der Stadtwerke Merzig unterscheidet sich insofern grundlegend von alternativen Anbietern im Markt, als sie in ihrem Gegenüber nicht isoliert den Autokäufer sehen, sondern ganzheitlich den Energiekunden. In ihre Beratung beziehen sie somit von vornherein Aspekte wie den kompletten Strombedarf inklusive Haushalt mit ein. Sie informieren, welche Wallbox am besten zu dem Elektrofahrzeug der Wahl passt und geben auch Auskunft über einen Punkt, der in der Kauf-Euphorie sonst gern einmal unter den Teppich fällt: das Laden außerhalb der eigenen vier Wände. Diese Disziplin birgt in der Praxis einige potenzielle Fußangeln, die jeder Konsument tunlichst im Vorfeld bedenken sollte. Denn sie haben das Zeug, die Freude an der neuen nachhaltigen Mobilität erheblich zu trüben.

Als ein weiterer wichtiger Ansatz und quasi Steckenpferd der Energieversorger gelten erneuerbare Energien und ihre Integration in die Ladeinfrastruktur der Elektromobilität. Mit diesem Thema ist wohl kaum eine andere Branche so weit vorn in Sachen Forschung & Entwicklung und praktisches Tagesgeschäft. Denn Elektromobilität ist längst ein integraler Bestandteil der Energiewende, die die Energiebranche gerade aktiv mitgestaltet.

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