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Mehr als 500000 Mal pro Jahr schlagen Blitze in Deutschland ein und richten

oft große Schäden an. Ein mehrstufiges Blitzschutzsystem sorgt dafür, dass Gebäude

die energiegeladene Naturgewalt heil überstehen.

Schaden durch Blitzschlag:

Was zahlt die Versicherung?

Bei Blitzschäden am Haus springt die Gebäude-

versicherung ein. Viele Versicherer zahlen aller-

dings nur, wenn ein funktionierender Blitzableiter

auf dem Dach montiert ist. Schäden an Haushalts-

geräten, Möbeln und Inventar deckt die Hausrat-

versicherung ab. Allerdings nur dann, wenn die

Schäden direkt durch den Blitzschlag entstehen,

wie zum Beispiel an der Fernsehantenne oder

durch anschließendes Feuer. Häufiger ist ein

Elektrogeräte-Crash wegen der Überspannung bei

einem Blitzschlag. Diese Schäden übernehmen

Versicherungen oft nur, wenn eine entsprechende

Zusatzvereinbarung in der Hausratversicherung

getroffen wurde. Mieter sollten den Schaden mit

Fotos dokumentieren. Diese kann der Vermieter

bei seiner Gebäudeversicherung einreichen.

Rein statistisch gesehen passiert

es selten: Bei eins zu sechs Mil-

lionen liegt die Wahrscheinlich-

keit, dass ein Haus vom Blitz ge-

troffen wird. Wenn es allerdings

passiert, kann es für Hausbesit-

zer gefährlich und richtig teu-

er werden. Schlägt ein Blitz ein,

drohen Feuer, zerstörte elek-

trische Leitungen und defekte

Elektrogeräte. Blitze verursach-

ten im vergangenen Jahr Schä-

den in Höhe von insgesamt rund

300 Millionen Euro, rechnen die

deutschen Versicherer vor.

Ob ein Eigenheim eine Blitzab-

schirmung erhält, liegt meistens

im Ermessen des Hauseigentü-

mers. „Pflicht ist ein Blitzschutz

nur dann, wenn die Nutzung,

Bauart oder Lage es erfordern“,

erklärt Corinna Kodim, Refe-

rentin für Energie, Umwelt und

Technik beim Eigentümerver-

band Haus & Grund: „Das be-

trifft öffentliche Gebäude mit viel

Publikumsverkehr, Wohnhäuser

mit Reetdach sowie Wohngebäu-

de, die höher als 20 Meter sind.“

Aber auch für Hauseigentümer,

die gesetzlich nicht dazu ver-

pflichtet sind, erscheint ein Blitz-

schutz in vielen Fällen sinnvoll.

„Ein Blitzschutzsystem empfiehlt

sich vor allem dann, wenn das

Haus in einer exponierten Lage

steht, wie etwa auf einer Anhöhe,

oder höher als seine Umgebung

Abgeblitzt!

gebaut ist“, rät Technikexpertin

Kodim.

Wirksamen Schutz bietet ein

mehrstufiges System aus äuße-

rem und innerem Blitzschutz. Ge-

gen einen direkten Einschlag hilft

die äußere Blitzabschirmung,

im Volksmund auch Blitzablei-

ter genannt. Fangstangen aus

Metall beginnen oberhalb des

Dachfirstes und führen um das

gesamte Haus. Der Blitzableiter

zieht den Blitz an und gibt ihn an

die Ableitungsanlage weiter, die

ihn schließlich kontrolliert in die

Erde lenkt.

Solaranlage schützen

Sitzt auf dem Dach eine Solar-

anlage, muss der Blitzschutz so

konstruiert sein, dass er im Fal-

le eines Einschlages auch die Kol-

lektoren schützt. War der Blitz-

ableiter schon vorhanden, muss

eventuell nachgerüstet werden.

„Gegebenenfalls müssen Haus-

besitzer neue Fangstangen instal-

lieren“, sagt Kodim. „Entgegen

der landläufigen Meinung erhöht

eine Solaranlage das Risiko eines

Blitzeinschlages aber nicht.“

Schlägt ein Blitz aber nicht ins

Haus direkt ein, sondern in die

Umgebung, schützt der Blitz-

ableiter nicht. Ein einziger Blitz

enthält so viel Spannung, dass

er noch in rund zwei Kilome-

tern Entfernung Elektroleitungen

und elektrische Geräte zerstö-

ren kann. Um vor sogenannten

Überspannungsschäden gefeit zu

sein, empfiehlt sich ein innerer

Blitzschutz. Dieser hat zwei Auf-

gaben: Er muss schnell auf die

Überspannung reagieren und den

Strom gefahrlos ableiten, also ei-

nen Potenzialausgleich leisten.

„Dafür werden alle metallischen

Teile wie beispielsweise Hei-

zungsrohre geerdet“, sagt Corinna

Kodim. Der Potenzialausgleich

ist mittlerweile gesetzlich vor-

geschrieben und wird bei einem

Neubau bei der Installation der

Elektrik gleich miterledigt.

Der Überspannungsschutz ver-

hindert, dass elektrische Geräte

wie Waschmaschine, Trockner,

Computer, aber auch Toaster oder

elektrische Zahnbürste dem Blitz

zum Opfer fallen. Der Schutz be-

steht aus drei Elementen: einem

Blitzstromableiter, der die zen-

trale Stromversorgung schützt.

Hinzu kommen ein Überspan-

nungsableiter, der wiederum an

den Unterverteilern installiert ist,

und schließlich Adapter, die di-

rekt an den einzelnen Steckdosen

montiert werden. Der Fachmann

spricht dabei von Grob-, Mittel-

und Feinschutz.

Blitzschutz lohnt sich

Die Kosten für den Innenschutz

liegen bei etwa 1000 Euro. Ein

äußerer Blitzschutz schlägt bei

einem Neubau mit 3000 Euro

zu Buche. Wird der Blitzschutz

nachträglich installiert, müssen

Eigenheimbesitzer mit 5000 Euro

rechnen. Allein die elektrischen

Geräte dürften in vielen Haus-

halten mehr wert sein. Dass wir

dem Naturschauspiel Gewitter

von zu Hause aus entspannt und

gut beschützt zusehen können,

ist noch viel mehr wert.

Wo es am häufigsten kracht

542376 Mal schlugen Blitze 2013 in

Deutschland ein, so der „Blitz-Infor-

mations-Dienst“. Welche Regionen

besonders getroffen werden:

www.wissenswert-merzig.de/blitz

Sicher bei Gewitter