Am  Samstag, den 5. Julie 2025 hat die Stadtwerke Merzig GmbH (SWM) ihren ersten hybriden Solarpark offiziell in Betrieb genommen. Die geladenen Gäste nutzten den Ortstermin, um sich vor Ort auf dem Freigelände aus erster Hand über das neue Leuchtturmprojekt in ihrer Region informieren zu lassen. Die hochmoderne PV-Freiflächenanlage ist das Ergebnis aus vier Jahren Planung und Investitionen in Höhe von rund 7 Mio. Euro. Als jüngstes Projekt zeugt die Anlage von dem unermüdlichen Engagement der Stadtwerke Merzig beim Ausbau der erneuerbaren Energien, das vor mehr als einem Vierteljahrhundert begann und im Saarland und darüber hinaus seinesgleichen sucht.

Auf der Gemarkung Merchingen/Brotdorf, auf 15 ha Acker- bzw. Weidefläche, hat die Stadtwerke Merzig GmbH einen innovativen und in vielerlei Hinsicht bemerkenswerten Solarpark errichtet, der Strom für rund 2.500 Merziger Haushalte erzeugen kann und jetzt ans Netz gegangen ist.

Hybrides Konzept

Der Clou der hybriden PV-Freiflächenanlage Merchingen/Brotdorf ist die intelligente Kombination zweier unterschiedlich gearteter Solarfelder. Konventionelle, in klassischer Süd-Ausrichtung geneigte Module und senkrecht aufgestellte, sog. Agri-PV-Module in Ost-West-Ausrichtung ergänzen sich idealerweise. Ihr Zusammenspiel führt dazu, dass der Solarpark gleichmäßiger PV-Strom über den ganzen Tag verteilt produzieren kann. Um die Mittagszeit, wenn die Sonne steil am Himmel steht, liefern herkömmliche Module die besten Stromerträge. Morgens und in den Abendstunden, wenn die Sonne flacher steht, kommen die Agri-PV-Module zum Zug. Aus dieser geschickten Konstellation resultiert ein gleichmäßigeres Lastprofil, das dem tatsächlichen Verbrauchsverhalten der Nutzer näherkommt – die Hybrid-Anlage verhält sich „netzdienlich“.

Breites Interesse, hohe öffentliche Akzeptanz

Der Einladung der Stadtwerke Merzig gefolgt waren neben der Umweltministerin des Saarlandes, Petra Berg, auch Marcus Hoffeld, Oberbürgermeister der Kreisstadt Merzig und Vorsitzender des Aufsichtsrates der SWM, auch Vertreter der Presse, die den Ortstermin auf dem Freigelände ebenso wie interessierte Bürgerinnen und Bürger der Region nutzten, um sich persönlich über die vielen Besonderheiten und innovativen Ansätze des neuen Solarparks kundig zu machen. Vor Ort anwesend, u. a. um Fragen der Presse und aus der Bevölkerung zu beantworten, waren auch die beiden Geschäftsführer der SWM , Daniel Barth und Jörg Fritz, sowie die Projektverantwortlichen.

Bereits während der Projekt- und der Bauphase der hybriden PV-Freiflächenanlage, wurde die Öffentlichkeit durch verschiedene Kommunikationsmaßnahmen regelmäßig über Wissenswertes und Fortschritte des neuen Solarparks informiert. Diese Transparenz hat insofern auf dem Gelände in Merchingen/Brotdorf merklich Früchte getragen, als die angeregten Dialoge und Diskussionen zwischen den Besuchern und den Protagonisten der Stadtwerke auf Augenhöhe stattfanden und bereits von viel Sachkenntnis und einer hohen Akzeptanz der Anlage gekennzeichnet waren.

Ausbau der erneuerbaren Energien bleibt zentral

„Weltweit steigende Durchschnittstemperaturen, häufigere Hitzewellen, Extremwetterereignisse wie Starkregen führen uns Tag für Tag vor Augen, dass wir vor großen Herausforderungen stehen“, sagte Umweltministerin Petra Berg. „Wenn wir das Ziel der Klimaneutralität erreichen wollen, gelingt das nur mit Hilfe eines zügigen Ausbaus der erneuerbaren Energien und der Integration in unsere Versorgungsnetz-Infrastruktur. Da sich die eigentliche Energiewende hier in den Mittel- und Niederspannungsnetzen abspielt, sind wir auf Pioniere angewiesen wie die Geschäftsführung der Stadtwerke Merzig, die die erneuerbaren Energien voranbringen.“

„Als Kreisstadt Merzig sind wir froh, einen ebenso kompetenten wie engagierten und nicht zuletzt verlässlichen Partner wie unsere Stadtwerke an unserer Seite zu wissen“, würdigte Merzigs Oberbürgermeister Marcus Hoffeld die langjährigen Aktivitäten der Stadtwerke Merzig im Rahmen der Energiewende. „Den Ausbau der Erneuerbaren mit dieser Überzeugung und Ausdauer nach vorn zu bringen, bedeutet für Merzig eine hohe Standortattraktivität sowohl für Familien als auch für neue Unternehmen und Zukunftssicherheit. Das belegt diese neue, hochmoderne PV-Anlage wieder einmal eindrucksvoll. Denn die Kreisstadt profitiert neben Klimaschutz und Nachhaltigkeit durch Aufträge an heimische Betriebe von einer hohen Wertschöpfung und einer Stärkung der lokalen Wirtschaft. Das Engagement der Stadtwerke Merzig, auf das wir alle hier sehr stolz sein können, bedeutet unterm Strich Unabhängigkeit, Versorgungs- und Krisensicherheit.“

Neuer Solarpark, große Kraftanstrengung

In seinem Grußwort an die Gäste pflichtete Daniel Barth, technischer Geschäftsführer der Stadtwerke Merzig GmbH, den Worten seiner Vorredner bei, was die Marschroute sowie die Rolle der Stadtwerke Merzig und die der gesamten Energiewirtschaft für die Zukunft angeht: „Die Energieversorgung der Zukunft ist dezentral und erneuerbar. Das ist innerhalb der Energiewende zu unserem Leitsatz geworden. Im Falle der hybriden PV-Freiflächenanlage Merchingen/Brotdorf hat uns die Planung und gewissenhafte Auslegung dieses nach unseren Maßstäben optimalen Projekts große Anstrengungen abverlangt. Aber wenn nicht wir, wer sonst sollte zu solch hohen „Anfangsinvestitionen“ bereit sein?“, fuhr der Geschäftsführer fort. „Denn als kommunaler Versorger sind wir tief mit dieser Region verwurzelt. Und da wollen bzw. müssen wir all unsere Entscheidungen auch noch in 20 Jahren in der Öffentlichkeit vertreten und Fragen der Menschen, die wie wir hier in Merzig leben, mit gutem Gewissen beantworten können.“

„Von der jeweiligen Betriebsgröße her ist kein Stadtwerk im Saarland allein in der Lage, jede Teildisziplin der Energiewende vollständig abzudecken. Aber wir in Merzig sind da schon ziemlich nah dran“, erklärte Jörg Fritz, kaufmännischer Geschäftsführer der Stadtwerke Merzig GmbH, vor der Presse. „Was uns in dieser Beziehung vielleicht aus dem Feld heraushebt, ist, dass wir die Energiewende bereits sehr früh als Chance gesehen haben. Wir glauben an die reale Aussicht in Bezug auf völlig neue Geschäftsmodelle, mit einer dezentralen erneuerbaren Energieerzeugung die Wertschöpfungskette in der Region deutlich zu erweitern.“

Hybride PV-Freiflächenanlage – die Technologie

Der neue Solarpark in den Gemarkungen Merchingen und Brotdorf ist ein Hybrid. Er kombiniert zwei unterschiedlich geartete Solarfelder, die sich, Modul-Versionen I und II, deutlich voneinander unterscheiden. Die Süd-PV verfügt über konventionelle, nur auf einer Seite aktive Solarmodule, wie sie üblich sind. Version II, die Agri-PV-Module, mit in Ost-West-Ausrichtung senkrecht aufgestellten Paneelen funktioniert mit teiltransparenten – vergleichbar mit den Gläsern einer Sonnenbrille – bifazialen Modulen, die in der Lage sind, Sonneneinstrahlung einschließlich ihres reflektierten bzw. diffusen Anteils in Strom umzuwandeln. „Bifazial“ bedeutet, dass sich aktive Solarmodule sowohl auf der Vorder- als auch auf Rückseite der Gestelle befinden.

Solche bifazialen Module haben in puncto Wirkungsgrad und Ertrag im Vergleich zu Süd-PV ihre Stärken bei bewölktem Himmel und diffusem Licht. Was den Ertrag angeht, erzeugt eine Agri-PV-Anlage durch ihre bifazialen Module je Kilowatt-Peak (kWp - Nennleistung) in Summe rund 10 % mehr Strom als eine sog. Süd-PV-Anlage.

Optimale Anschlussbedingungen durch Merchingen II

Bei der Projektierung des neuen Solarparks hat sich der bestehende Windpark Merchingen II in seiner umliegenden Nachbarschaft als großer Vorteil erwiesen. Denn direkt durch die Fläche der neuen PV-Anlage führte bereits ein („dickes“) Kabel mit großem Querschnitt dieses Windparks, das in Zukunft durch den Anschluss des neuen Solarparks noch besser ausgenutzt wird. Diese vorhandene Leitung musste wegen des zusätzlichen PV-Anschlusses nicht einmal verstärkt werden, was in der Regel mit extrem hohen Kosten verbunden ist.

Zudem haben intensive Beobachtungen und Aufzeichnungen der jeweiligen Lastgänge verschiedener EE-Anlagen ergeben, dass die Erzeugungsarten von Wind- und PV-Strom insofern hervorragend zusammenpassen, als es zwischen diesen beiden eine äußerst geringe Gleichzeitigkeit gibt. Sie verhalten sich demnach auch „netzdienlich“. Das bedeutet, dass bei dieser Kombination kaum Netzengpässe zu befürchten sind, etwa wenn zwei Anlagen zur selben Zeit viel Strom erzeugen.

„Alter“ Zielkonflikt zwischen Energie- und Landwirtschaft gelöst

Bei diesem in vielerlei Hinsicht außergewöhnlichen Projekt zeigten sich die Projektverantwortlichen auf eine Sache besonders stolz. Früher haben Flächen, auf denen PV-Module installiert werden sollten, in der Regel davor einem anderen Zweck gedient, der geopfert werden musste. Das ist bei dieser hybriden PV-Freiflächenanlage nicht der Fall. Die „alte“ Weidefläche unterhalb der Süd-PV, wird auch künftig beweidet. Und die „alte“ Ackerfläche wird auch künftig von denselben Landwirten wie zuvor als Acker genutzt werden.

Das bedeutet konkret, dass die ursprüngliche landwirtschaftliche Nutzung der Flächen, auf denen der Solarpark steht, nur minimal eingeschränkt ist. Die Stadtwerke Merzig ernten auf seinem Acker Solarstrom. Gleichzeitig wachsen auf demselben Acker nach wie vor Nahrungsmittel für die Menschen. Dasselbe gilt für die Tiere auf der Weide, deren Nahrungsangebot ebenfalls erhalten bleibt.

Die Projektfinanzierung

Bei der Finanzierung des Projekts haben die SWM gute Erfahrungen mit dem S-Klima-Sparbrief der Sparkasse Merzig-Wadern gemacht. Dabei handelt es sich um eine zweckgebundene Form des Sparbriefs, durch die sich Anleger direkt am Solarpark Merchingen/Brotdorf beteiligen konnten, indem sie einen festen Betrag für dieses eine Projekt – der Einstieg lag bei wenigstens 1.000 Euro – für eine Laufzeit von vier Jahren zu einem attraktiven Zinssatz anlegten. Damit kam das geplante Kontingent in Höhe von 3 Millionen Euro in kürzester Zeit zusammen.

Partner aus der Region

Unter den Besuchern des Ortstermins fanden sich selbstredend auch die beteiligten Projektpartner der SWM, die allesamt aus der Region stammen.

So waren am Samstag u. a. Dirk Demmer, Geschäftsführer, und John Fries, Geschäftsentwicklung der Meiser Solar GmbH aus Schmelz-Limbach, eines im Saarland verwurzelten, familiengeführten Unternehmens der Meiser-Gruppe, anwesend. Der Spezialist für Montagesysteme entwickelt, produziert und vertreibt stählerne Unterkonstruktionen für Freiland-PV-Anlagen.

Darüber hinaus stand neben Philipp Austgen, Projektmanager der Solos GmbH, Losheim, Frederic Zeiß, Projektmanager der Next2Sun Technology GmbH mit Sitz in Dillingen/Saar auf der Freifläche vor Ort Vertretern der Presse und den Bürgerinnen und Bürgern Merzigs Rede und Antwort.

Die Next2Sun Gruppe fungiert bei diesem Projekt als Technologie-Lieferant des vertikalen Agri-PV-Systems und Anlagenbauer. „Es werden weniger als 10 % der Fläche überbaut. Etwa 90 % der Fläche zwischen den senkrecht aufgeständerten Modulen können weiterhin mit landwirtschaftlichem Großgerät bewirtschaftet werden“, unterstrich Zeiß die Vorteile des vertikalen Systems für Landwirtschaft, Energieproduktion und Umwelt. „Die nicht landwirtschaftlich genutzten Streifen um die Module dienen der ökologischen Aufwertung der Fläche, z. B. durch Altgras- oder Blühstreifen.“

Die Tatsache, dass die Stadtwerke Merzig bei diesem wie auch all ihren Vorgänger- und Folge-Projekten nach Möglichkeit ausschließlich mit kompetenten und ebenso renommierten wie erfahrenen Partnern aus der Region zusammenarbeiten, zeugt von ihrer Identifikation mit der Region und ihrem Selbstverständnis, ihrer Bedeutung und Rolle für Merzig. Mit ihren tiefen Wurzeln in der Region sorgt die Stadtwerke Merzig GmbH dafür, dass so gut wie kein Kapital „abfließt“. Zumal Energiewendeprojekte in der Regel mit immens hohen Investitionen verbunden sind. Ferner sorgt die SWM dafür, dass sich die Wertschöpfungskette zum überwiegenden Großteil auch in der Region abspielt und eingesetztes Kapital Merzig sowie der Region zugutekommt.

Zielstrebig tragen die Stadtwerke Merzig durch ihre visionäre Herangehensweise, die Energiewende voranzutreiben, ihren Teil zu ihrem Gelingen bei. Denn die Energiewende findet bekanntlich wesentlich in den Niederspannungsnetzen der Gemeinden und Kommunen vor Ort statt.
 

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