Unser Projektleiter Pascal Malburg gibt einen Ausblick auf die Zukunft der Erneuerbaren und der Stadtwerke Merzig.
Sie betreiben auf den Gemarkungen Merchingen und Brotdorf eine Hybrid-PVAnlage. Weshalb gerade dort?
Durch die Windparks in der Nähe war bereits ein Netz vorhanden, das wir für den Anschluss unserer neuen Hybrid-PV-Anlage uneingeschränkt in idealer Weise mitnutzen konnten. Hinzu kam, dass es sich großteils um Flächen der Bundesregierung handelte, die wir als Stadtwerke kaufen konnten. Sofern Kommunen und kommunale Unternehmen Projekte in Verbindung mit der Energiewende planen, haben diese hier ein Vorkaufsrecht. So haben wir die aus unserer Sicht optimalen Flächen zu etwa gleichen Teilen entweder gepachtet oder erwerben können und sind somit jederzeit unabhängig in unseren Entscheidungen und Herr des Geschehens, um das PV-Projekt gesamtwirtschaftlich gesehen möglichst positiv auszugestalten.
Wie sehen Ihre Pläne hier für die kommenden fünf Jahre aus?
Wir lernen bei jedem neuen Projekt dazu und werden immer besser – getreu unserem Leitsatz „Die Zukunft der Energieversorgung ist dezentral und erneuerbar“.
Wie setzen Sie diesen Leitsatz konkret um?
Wir als Stadtwerke Merzig werden immer bestrebt sein, die Gelder, die an diesen innovativen Projekten hängen, nach Merzig zu holen sowie die Firmen einzubinden, die in dieser Region ansässig sind. Konkret planen wir bereits einen neuen Windpark. Da hier bereits in einem Fall ein Flächennutzungsplan ausgearbeitet ist, hoffen wir, dass wir spätestens im Jahr 2027 drei weitere Windkraftanlagen bauen werden können. Allein bei diesem Projekt reden wir zum heutigen Stand von einem Investitionsvolumen von insgesamt rund 30 Millionen Euro. An den ambitionierten Zielen der saarländischen Regierung, die Windkraft weiter auszubauen, wollen wir uns maximal beteiligen. Die Initiative besagt, dass jede Kommune verpflichtet ist, weitere Flächen für die Windkraft auszuweisen, was in Merzig grob einer Verdopplung der aktuellen Windkraft-Vorranggebiete gleichkommt.
Das ist viel Geld. Weshalb tun Sie das?
Unsere Beweggründe, den Ausbau der erneuerbaren Energien und alle damit einhergehenden Transformationsprozesse weiterhin zu pushen und aktiv nach vorn zu bringen, liegen auf der Hand. Eng daran gekoppelt ist nicht weniger als unsere Zukunftssicherheit. Ohne die Energieversorgung der Zukunft, ohne die regenerativen Energien und deren kontinuierlichen Ausbau würden wir als Stadtwerke Gefahr laufen, zu einem reinen Stromhändler zu degenerieren. Und als solcher würde es extrem schwierig werden, gegenüber dem Online-Wettbewerb oder kleineren Unternehmen mit ganz anderen Schwerpunkten und Aufgaben oder Personalstrukturen bestehen zu können. Die Stadtwerke Merzig müssen hier einfach am Ball bleiben. Sie werden mit all ihrer einzigartigen Regionalität in Zukunft mehr denn je dringend gebraucht. Denn zum Ausbau der erneuerbaren Energien, den wir in Form von Windkraft- und PV-Anlagen sehr umtriebig vorantreiben, gesellen sich aktuell riesige Projekte wie die Wärmewende inklusive der kommunalen Wärmeplanung hinzu.
Was hat Strom mit der Wärmwende zu tun?
Strom spielt bei der Wärmewende – übrigens ebenso wie bei der Verkehrswende – eine tragende Rolle. Strom wird direkt in der Heizung und direkt im Auto gebraucht. Und indirekt wird regenerativ erzeugter Strom „als Rohstoff“ für die Gewinnung von grünem Wasserstoff für die Industrie oder die Haushalte dringend benötigt. Schon das wird für uns eine immense Veränderung bedeuten – von unserer jetzigen Versorgungsstruktur hin zu einer neuen, die es erst noch zu definieren gilt. Auch in diesem Fall müssen wir uns aktiv klar positionieren, um eine für alle Bürgerinnen und Bürger in unserem Landkreis praktikable wie bezahlbare Lösung bieten zu können. Denn tun wir es nicht, hat sich unser Geschäftsmodell erledigt.
Was würde dann passieren und wie wollen Sie dem entgegenwirken?
Dann würden externe Akteure übernehmen und an uns vorbei entscheiden. Schauen wir uns ein konkretes Beispiel an: Stellen Sie sich vor, es gäbe unser Gasnetz nicht mehr, wir hätten jedoch keine für die Region passende Alternativlösung erarbeitet. Dann würde es uns in Zukunft in dieser Form nicht mehr geben. Dieses Szenario ist unser Antrieb, unser Unternehmen unter den veränderten Rahmenbedingungen neu, weiterhin möglichst erfolgreich und zu hundert Prozent zukunftssicher aufzustellen, um seine Grundstruktur im Sinne dieser Region und der Bürgerinnen und Bürger, die hier zufrieden leben, zu erhalten.